Auszug
aus der DIHK-Unternehmensbefragug „Ausbildung 2015“
Betriebe
weiten Ausbildungsmöglichkeiten für leistungsschwächere
Jugendliche aus. Rund 75
Prozent der Ausbildungsbetriebe haben sich auf leistungsschwächere
Jugendliche eingestellt. 2014 waren es erst 67 Prozent.
Leistungsschwächere
Auszubildende erhalten mehr Unterstützung während der Ausbildung.
36 Prozent der Betriebe
bieten ein eigenes Nachhilfeangebot im Unternehmen. Das entspricht
einem Zuwachs um fünf Prozentpunkte im Vergleich zu 2014. Mit der
Offenheit für die leistungsschwächeren Schulabgänger ist somit
auch der Anteil der Betriebe gestiegen, die sich weit über die
Vermittlung von Ausbildungsinhalten hinaus für ihre Azubis
engagieren und zusätzliche Lerngelegenheiten im Betrieb anbieten.
Ausbildungsbetriebe
entdecken notgedrungen leistungsschwache Schüler als Zielgruppe.
Vielleicht entwickelt sich hier aber auch eine Win-Win-Situation für
beide Seiten. Leistungsschwach ist ein Prädikat, dass Schülern
zugewiesen wird, deren Noten eher mäßig ausfallen, in einzelnen
oder den meisten Fächern. Wer sie alle über einen Kamm schert,
macht es sich zu leicht. Hier geht es um Jugendliche, die einen
stärkeren Praxisbezug brauchen, um sich Inhalte einzuprägen zu
können, die Wissenslücken über Jahre mitschleppen und immer weiter
ins Trudeln kommen, die das Interesse verlieren, weil sie in der
Schule nichts gewinnen können, die sich zurückziehen oder auf
„anderen Wegen„ Respekt verschaffen, die kein Ziel haben, wofür
sich diese Anstrengung lohnt.
Möglicherweise
ist für Jugendliche, die unter die Kategorie „leistungsschwächer“
fallen eine Ausbildung der geeignete Einstieg ins Berufsleben. Viele
unbesetzte Lehrstellen veranlassen Unternehmen zudem Rahmenprogramme
ergänzend zur Ausbildung zu entwickeln, die eine Art zweite Chance
für Versäumtes sein können. Für Betriebe wird sich in diesem
notwendigen Engagement immer wieder erweisen, dass
„leistungsschwache“ Schüler nicht gleich dumme Schüler sind.
Aus
eigener Erfahrung erzählt
Yigit Muk in seinem Buch „Muksmäuschenschlau“. In Neukölln
aufgewachsen, Mitleid einer Jugendgang, zweimal sitzengeblieben, mit
einer Empfehlung für die Hauptschule. Niemand hätte zu diesem
Zeitpunkt geglaubt, dass er einmal (2012) Berlins bestes Abitur
schreiben würde. „Wie ein
Kanake zum Einserschüler wird, was an Deutschlands Problemschulen
wirklich los ist, und welche Rolle Lehrer und Gesellschaft dabei
spielen“,beschreibt er in seinem
Buch.
Die
Erfahrungen der Unternehmen, wo sich bei den Jugendlichen
Bildungslücken auftun und welche Wege sie zur Lösung gewählt
haben, kann die Diskussion über eine Weiterentwicklung schulischer
Bildung nur befruchten.